F.O. Keinert, gegründet 1883

1884 gründet Fritz Otto Keinert in einem Wohngebäude einen Spannerei- und Appreturbetrieb am Dorfbach gegenüber der Einmündung der Bahnhofstraße in die obere Dorfstraße. Das benötigte Wasser wird aus dem angestauten Dorfbach entnommen. Die Vergrößerung des Betriebes erfolgt durch Ankauf dreier kleinerer Privatgrundstücke. Bachaufwärts befand sich die damalige Gaststätte „Sängerheim“, die nach Schließung für den Abbruch an die Färberei verkauft wurde


1914 werden schon 45 Arbeitskräfte beschäftigt

1921 erfolgt die Anlage eines Rauchgas-Vorwärmers im Kesselhaus durch die Maschinenfabrik Germania in Chemnitz, vormals I. S. Schwalbe & Sohn.

Am 16.08.1923 kommt es zu einer Protestaktion der Belegschaft zusammen mit anderen Arbeitern. Davon berichtet die nachfolgende Aufzeichnung von F. Otto Keinert.
1924 erfolgt der Neubau an den hinteren Gebäudekomplex, ein Brunnen unterhalb vom Grundstück vom Bauer Polster, 20 m tief, liefert zusätzlich Wasser.



1929 erfolgt die weitere Vergrößerung durch Errichtung des großen gelben Klinkerziegelbaues, die Produktpalette umfasst Textilveredlung, Spinnerei, Streichgarnspinnerei und Weiterverarbeitung auf Krempelmaschinen





Der Wasserbedarf ist immens, ein weiterer Brunnen, errichtet auf dem benachbarten Feldgrundstück von Bauer Dederke, liefert das benötigte Wasser.
Straßenschlacht am 23.11.1931
Am 23.11.1931 kommt es in Hartmannsdorf zu einer der damals in Deutschland zeittypischen Straßenschlachten zwischen Marxisten und Nationalsozialisten. Anlass hier war, das zunächst ein SA-Mann von einem Marxisten vom Bürgersteig gestoßen wurde, am nächsten Tag erhielt dieser Marxist von einem SA-Mann eine schallende Ohrfeige. Abends hatte die SA Dienst, der Scharführer ruft zum Kampf, nachdem die Marxisten einen Hitlerjungen zu Boden geschlagen hatten. Kampfmittel sind Schulterriemen und Fäuste auf der einen sowie Schlagringen und Ruten auf der anderen Seite. Am Schulplatz (später nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten der SA-Platz) kommt es zum Kampf. Auch Zaunslatten werden benutzt. Es fliegen Bierflaschen und Steine. Der Kampf wogt hin und her. Plötzlich spritzt (pb absichtlich oder nicht ist nicht überliefert) mitten in die Rote Front der Lieferwagen der Firma F. O. Keinert. Deren Kämpfer sind geschlagen und mancher Marxist bezieht zurückgelassen von seinen Genossen tüchtig Prügel.
(gedanklich wiedergegeben aus einem Zeitzeugenbericht)
1936 wird eine Handschuhzwickelei Bahnhofstraße 3, Fa. Ernst Keinert, 12 Arbeitskräfte, stillgelegt

1946 erfolgt die Enteignung, aber keine Demontage.
Bis 1948 ist man im Bereich der Textilveredlung und Streichgarnspinnerei tätig, es werden Kunstseide, Handschuhstoffe, Interlockstoffe (nahtlose Schlauchware) gefärbt, gebleicht und gespannt
Exkurs Interlockstoff:
Bis 1955 Aufnahme in die Vereinigung Volkseigener Betriebe -Trikot-, ca. 100 Beschäftigte gibt es. Die Abteilung Streichgarnspinnerei wird ausgegliedert, die Maschinen kommen nach Glauchau.

Ab 1956 heißt das Unternehmen dann VEB Trikotagenausrüstungswerke „Roter Färber“, Werk III, Werk I ist in Niederfrohna, Werk II in Händler bei der ehemaligen Firma Wunsch. Die Ausbildungsstätte für Hartmannsdorf befindet sich auf der Bahnhofsstraße bei der ehemaligen Firma Alban Irmscher (heute Bereich Don Bosco).
1960 erfolgt der Bau eines weiteren Brunnens in der Nähe des Ochsengrundes, Flurstück des Bauern Hohmut.


Ab 1967 wir der Standort als Betriebsteil dem VEB Trikotex Wittgensdorf zugeordnet, die 2 Schicht Arbeit wird eingeführt.
1968 erfolgt der Anbau einer Farbküche und eines Chemiekalienlagers.


1991/1992 geht die Auslastung geht immer weiter zurück, es folgen die Einstellung der Produktion und der Verkauf des Maschinenparks. Es folgt ein jahrelanger Leerstand und Verfall.


Abriss aller Gebäude 2014





