Brauerei, gegründet 1887
1887 gründet Karl Puschmann die Brauerei. Er wechselt von der obergärigen zur untergärigen Braukunst, die in den damaligen 80er Jahren ihren Siegeszug feiert. Trotz hartnäckiger Konkurrenz setzt sich sein Bier durch und noch Jahre später schwärmt man in ganz Hartmannsdorf von der legendären Kirmes, als zum ersten Male das leckere Bier aus Hartmannsdorf ausgeschenkt wurde.
Exkurs – obergärig – untergärig (Quelle www.hier-gibts-bier.de)
Der Unterschied liegt in den unterschiedlichen Hefearten und damit unterschiedlichen Gärungsprozessen einschließlich der dabei herrschenden Temperaturen. Die obergärige Variante der Hefe mag es warm bei 15 bis 20° Celsius, während des Brauvorgangs entstehen zusammenhängende Kolonien. Dadurch ist es für das Kohlendioxid ein leichtes, die verknüpften Hefezellen nach oben zu drücken. An der Spitze des Suds angekommen beginnt die Hauptphase des Gärungsprozesses. Dieser verläuft bei obergärigem Bier schneller als bei Untergärigem. Zudem kann die Hefe bei obergärigen Bieren wie Weizen, Kölsch, Ale oder Alt zum Schluss ganz easy abgeschöpft werden.
Anders als obergärige Hefe bevorzugt untergärige Hefe eine etwas unterkühlte Arbeitstemperatur von 4 bis 9° Celsius. Es gibt aber auch untergärige Hefestämme, die auch Temperaturen bis zu 14° Celsius tolerieren. Der kalte Sud verhindert, dass sich die Hefezellen verbinden und dadurch nach oben steigen. Beim Brauen sinkt die untergärige Hefe also nach unten und gärt am Kesselboden. Zu den untergärigen Biersorten zählen u.a. Lager, Pilsener, Märzen und Kellerbier.

1902 wird Oswald Berthold für die folgenden 33 Jahre ein würdiger Braumeister. Der neue Brunnen bringt aus 40 Meter tiefem Fels glänzendes Brauwasser und Bertholds Braukunst findet regen Zuspruch bei Biertrinkern in nah und fern.



1907 stecken beherzte Beherzte Hartmannsdorfer ihr Geld in die aufsteigende Brauerei, die fortan „Böhmisch-Brauhaus GmbH“ heißt. Es wird immer mehr Bier getrunken und kontinuierlich wird die Brauerei ausgebaut und technisch verbessert.

1910 wird die gegenüberliegende Wettin-Brauerei im Braugut dazu gepachtet und ein Neubau mit einem schönen Gär- und Lagerkeller erstellt.
1914-24 – der erste Weltkrieg vergällt vielen das Biertrinken, die Nachkriegsinflation tut ihr übriges. Aber was ein echter Hartmannsdorfer ist, der lässt sich nicht so leicht erschüttern. Und als die Renten- und Goldmark zur Besinnung kommen lassen, steht die Brauerei, wenn auch etwas schwach geworden, immer noch selbstständig da.
1924 beginnt ein zäher Wiederaufbau, doch Oswald Berthold läuft als Wirtschaftsprüfer zu Höchstform auf. Er investiert jeden Pfennig in das Unternehmen und bringt die Brauerei wieder ganz nach oben. Als er auch noch das „Hartmannsdorfer Edelpils“ kreiert und mit intensiver Werbung erfolgreich in aller Munde bringt, ist die Konkurrenz tief beeindruckt.

Am 20.02.1935 stirbt Brauereidirektor Oswald Berthold, es kommt aufgrund seines Vermächtnisses zur Bierschlacht von Hartmannsdorf.
Zeitzeugen haben notiert:
„Zweifellos ist die Hinterlassenschaft eines kürzlich verstorbenen Brauereidirektors wohl die feuchteste von der man je gehört hat. Dieser im Leben so tüchtige und volkstümliche Mann hinterließ nämlich in erster Linie Bier: Hunderte, Tausende, Zehntausende von Gläsern Bier.
Und er vermachte sie nicht etwa seiner Familie mit der diabolischen Bedingung, diese Bierbatterien nun bis zu einem bestimmten Tage zu verzischen, sondern er „vererbte“ sie allen Einwohnern von Hartmannsdorf, wo er gelebt hatte und wo er gestorben war.
Damit sie bei seiner Beerdigung nicht zu traurig wären, bestimmte er testamentarisch, daß an dem Begräbnistag in allen Hartmannsdorfer Gaststäten Freibier verschenkt werden muß: die Folge davon war nicht nur ein Massen-Erinnerungsschwips, eine feuchte Gedächtnisfeier und allgemeine Trauer-Trunkenheit, sondern auch eine wahre Völkerwanderung nach Schlaraffia-Hartmannsdorf aus allen umliegenden Ortschaften. Dem Vernehmen nach muss es die größte Bierschlacht gewesen sein, die jemals stattgefunden hat. Die Wirte von Hartmannsdorf hatten tags darauf lahme Arme vom Einschenken. Aber damit nicht genug.
Der Brauereidirektor vermachte jedem Hartmannsdorfer für jede Vereinsmitgliedschaft 14 weitere muntere Mollen mit der Bedingung, dieselben bis zum 30. Juni dieses Jahres hinter das Jackett zu brausen. Diese Aufgabe wäre ja an sich sehr leicht, aber es gibt in Hartmannsdorf eine Reihe von Leuten, die zur gleichen Zeit in 14 verschiedenen Vereinen sind und demzufolge 196 mal den Trank der feuchten Labe zu sich nehmen müssen. Sicher haben sie sich vorher schlaflos in ihrer „Molle“ gewälzt und gegrübelt, wie sich diese 196 Tränke am besten einteilen lassen. Die besten Vorsätze komplizieren sich allerdings, wenn noch 183 Glas Bier seiner harren. Nur die Zeit kann diese Probleme lösen. Soviel steht aber bereits heute fest, daß am Ultimo das feuchte Erbe restlos vertrunken war.
Die Frauen sollen sich allerdings davor hüten, den Brauereidirektor zu verwünschen. Daß er wirklich ein Menschenfreund war, geht aus seiner ausdrücklichen Erlaubnis hervor, nach der die Bierschecks auch gegen andere Produkte im gleichen Wert eingetauscht werden konnten. Kaum jemals aber dürften so viele herzliche „Prosits“ ins Jenseits herübergeklungen sein wie zu diesem Brauereidirektor von Hartmannsdorf.“
1951 übernimmt Ernst Hoppe (vorher Schlossbrauerei) die Hartmannsdorfer Brauerei
1958 erfolgt die Umbenennung in „Brauerei Hartmannsdorf“, Hoppe & Co.KG“. Das Bier schmeckt aber immer noch genauso gut, ebenso wird Selters und Limonade produziert.





1959 bekommt die Brauerei ein neues Flaschenkellergebäude und eine Abfüllanlage, die 3000 Flaschen pro Stunde schafft; sehr zur Freude aller Wirte.
1966 wird der Sudhausumbau vollendet und noch einiges mehr – die Abfüllanlage schafft jetzt volle 6000 Flaschen die Stunde. Der Geschäftsführer wird „Staatlicher Leiter“ des Betriebs.
1972 wird aus dem Betrieb mit staatlicher Beteiligung der „VEB Brauerei Hartmannsdorf“

1976 erfolgt der Anschluss an den „VEB Getränkekombinat K-M-Stadt“, dafür bekommt die Brauerei „konzentrierte und kontrollierte Investmittel“. Sofort werden zwei neue Lagerkeller und ein neuer Gärkeller gebaut. Das Schönste aber: Die Abfüllanlage schafft jetzt 9000 Flaschen die Stunde.

1981 erfolgt der Anschluss an den „VEB Mittweidaer Löwenbräu“

1994 erwirbt die B.B. Group Company (Germany) die Mittweidaer Löwenbräu GmbH. Damit ist auch die letzte Brauerei Sachsens privatisiert. Die B.B. Group Company (Germany) ist eine Tochter der B.B. Group Bangkok (Thailand), die zur Boon Rawd Brewery gehört, welche eine der größten Brauereien Asiens ist, bringt sie doch jährlich 6,5 Millionen Hektoliter Bier auf den Markt.
1995 erfolgt die Grundsteinlegung für das neue große Brauhaus, am 28.09. feiert man Richtfest.
1996 wird der erste Sud gebraut. Am 06.05. erfolgt die Inbetriebnahme der Flaschenabfüllanlage. In der neuen Hartmannsdorfer Brauerei wird jetzt gebraut wie noch nie. Zum einen das feine „Hartmannsdorfer“ als Pils, Hell oder Bock und zum anderen das thailändische Bier „Singha Gold“ in Lizenz. 25000 Flaschen werden pro Stunde gefüllt, bei einer Gesamtproduktion von 80000 Hektolitern pro Jahr. Runde 60 Prozent der Produktion sind allein für die Region bestimmt. Der Rest (40 Prozent) geht in die weite Welt hinaus. Nämlich 20 Prozent „Hartmannsdorfer“ und 20 Prozent „Singha“.

Am 25.07.1996 wird die Einweihung des neuen Brauhauses gefeiert. Und das wird ebenso legendär wie die Kirmes 1887, denn diese Braustätte der Mittweidaer Löwenbräu GmbH präsentiert sich als hochmoderne Brauerei auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern, bei einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Mark.
1997 Besuch der Thailändische Königin Sirikit
Die Thailändische König ist Eignerin der Boon Rawd Brewery, welche die Brauerei übernommen hatte. Vor Ort überzeugt sie sich von der Hartmannsdorfer Braukunst. Zu Ehren ihres Besuches als auch ihrer zwei Töchter werden neben dem Verwaltungsgebäude 2 Magnolien gepflanzt, die bis heute prächtig gedeihen.
2002 gerät die Brauerei in die Insolvenz, dank des Braumeisters Ludwig Hörnlein kann aber weiter produziert werden.
2007 übernimmt die Familie Hörnlein die Brauerei und die Brauhaus Hartmannsdorf GmbH. Es erfolgt der Ausbau der Spezialitätenbrauerei und die Entwicklung innovativer Getränke
Was ist ein GlüBo ?
Ein GlüBo ist ein Glühwein mit Bockbierwürze in einer Bierflasche, auch erhältlich mit praktischen Handschoner aus Neopren. Der weihnachtliche Geschmack mit Gewürzen wie Nelke und Zimt wird ergänzt durch typische Bierzutaten wie Malz und Hopfen.

Eine Spezialität der Brauerei sind auch die vielfältige Fremdabfüllungen, wobei man diese sehr unterschiedlichen Produkte im Brauereishop auch kaufen kann und so immer wieder neue Bierkreationen entdecken kann.
Für die Brauerei hat wieder eine erfolgreiche Zeit mit aktuell 20 Mitarbeitern begonnen.

