1848 erfolgt erstmals die Erwähnung einer kleinen Wollspinnmühle am Standort am Brauselochbach.

1863 Erwähnung als Voigtsche Mahl- und Walkmühle (Eigentümer August Voigt (Bruder von Moritz Voigt), gestorben 1878))

1878 Erwähnung als Walkmühle von Schrepel und Kutzschbach, gekauft noch mit vom Schieferdecker Wilhelm Schrepel und seinem Bruder Hugo sowie Max Kutzschbach

1880 gründete der Kaufmann Max Kutzschbach gemeinsam mit dem Appreturmeister Franz Schrepel die Färberei Schrepel & Kutzschbach. Beide Unternehmer waren zuvor bereits im Ort selbstständig aktiv gewesen, Herr Max Kutzschbach im Unterdorf im Objekt …, Herr Hugo Schrepel stellte bereits zuvor vornehme Kunstseiden-Trikotstoffe her.

Das gemeinsame Unternehmen im Bereich Färberei, Bleicherei und Appretur entwickelte sich gut, sodass mit der Errichtung eines Fabrikneubaus an der Oberen Hauptstraße 7 begonnen werden konnte.

Zudem ließ Max Kutzschbach in der Oberen Hauptstraße 33 (Eckgebäude an der Friedrichstraße) ein Wohnhaus für Betriebsangehörige errichten.

Das Mühlrad von der Giebelseite des Wohnhauses wurde erst in den zwanziger Jahren entfernt und verbrannt.

1905 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, die erste Bilanz wird 1905 gezogen, Gesellschafter sind u.a. Hugo Schrepel, Max Kutzschbach, aber auch der Bankier Gustav A. Pfau, Carl Schönfeld jun., Bruno Emil Müller, Dr.Adolf Herzfeld, E.A.Braun und der Bankier Franz Heinze.

Das Unternehmen mit dem imposanten 72 m hohen Schornstein verfügte über 2 Tiefbrunnen, das Abwasser wurde in den Dorfbach geleitet. Neben verschiedenen Reparaturwerkstätten wie Tischlerei und Schlosserei hatte der Betrieb einen großen Pferdestall, denn die umfangreichen Transporte wurden mit Pferdegespannen besorgt. Doch bereits unter dem Nachfolger des Firmengründers, Walter Kutzschbach, stand in den 30er Jahren ein respektabler Kfz-Fuhrpark bereit.

Die Beschäftigtenzahl war inzwischen auf rund 70 angestiegen, die Produktion der Firma war europaweit und auch in Übersee bekannt. Es gab Patente in Kanada und Tschechien.

Der Betriebshof

Aber auch in der Region war man gut verankert, örtliche Bauern nutzen die Abwärme für ihre Kartoffeln und bedankten sich auf ihre Weise bei der Belegschaft mit Schlachtfesten im Betriebshof.

Im Betriebshof gab es aber auch ein großes Karpfenbecken.

Kurzzeitig erfolgt eine Erweiterung nach Chemnitz, wo man 1908 an der Chemnitz eine alte Färberei an der Chemnitz im Bereich Rochlitzer Straße und errichtet auch dort einen großen Fabrikbau mit Klinkerfassade und einen 60m hohen Schornstein. Der Standort wird 1910 an der Färbereimeister Haase verkauft, mittlerweile saniert und umgebaut erstrahl der Fabrikbau modernisiert mit futuristischer Brücke über die Chemnitz.

Nach 1945 nahm der Staat zunehmend Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Betriebes, der unter der Leitung von Peter Kutzschbach stand. Die staatliche Beteiligung wuchs, 1957 wurde er teilstaatlich, 1972 erfolgte die Enteignung. Peter Kutzschbach aber dufte wegen seiner Kenntnisse als Textilingenieur den Betrieb weiterführen, der zunächst VEB Textilverarbeitung hieß dann später dem VEB Trikotex Wittgensdorf als Werk III angegliedert wurde.

Bereits vor der Enteignung brannte 1963 das Fabrikgebäude bis auf das Erdgeschoss ab, zu diesem Zeitpunkt war im Obergeschoss der VEB Wattana eingemietet. Für den Wiederaufbau gab es nur gebrauchte Maschinen und auch dem Antrag auf Installation neuer Dampfkessel wurde nicht stattgegeben.

1974 erfolgte zum Betrieb des Heizhauses der Transport einer Dampflok für das Heizhaus nebst weiterer Kessel von Chemnitz in den Hof des Fabrikgeländes, es werden zuvor Schieben verlegt. Die Lok DR 58 1447-0 wurde am 25.03.1974 vom VEB Textilveredelung gekauft. Die Kohle- und Aschehaufen waren legendär, insbesondere bei Wind hatte die Umgebung sehr zu leiden.

Typengleiche Lok DR 58

Der Heimatverein sucht seit Jahren ein Bild von der Lok im Hof, bisher vergeblich.

Peter Kutzschbach starb 1987, zuletzt führte dann Michael Kutzschbach das Unternehmen.

Für den dann 1990 total heruntergekommenen Betrieb bestellten die Söhne des verstorbenen Peter Kutzschbach, Tim und Michael Kutzschbach, einen der ersten Reprivatisierungsanträge in der Region. Michael Kutzschbach als Maschinenbaumeister und Tim Kutzschbach als Färbermeister gründeten die Kutzschbach GbR mbH Immobilienverwaltungsgesellschaft, um dem abgewirtschafteten Betriebsgelände neues Leben einzuhauchen. Das leere Hauptgebäude und ein Teil der Nebengebäude wurden um- und ausgebaut, der Hof und das Grundstück von Schrott (u. a. auch von den eingebauten Dieseltanks), Müll und Trümmern befreit und ein Teil des Gebäudes musste abgerissen werden.

Im instandgesetzten Gebäude konnten schon 1990/1991 mehrere Firmen angesiedelt werden, die dort fast 50 Arbeitsplätze geschaffen haben.

Tim Kutzschbach im Bild mit Horst Steiner, dem Gründer von Steiner & Partner.

Einer der ersten neuen Mieter war die Steiner & Partner GbR, eine Steuer- und Rechtsanwaltsgesellschaft, die bis heute ihren Sitz im Objekt hat und die Kanzleiräume stetig nach beiden Richtungen im 1. OG erweitert hat, sodass fast das komplette 1. OG mittlerweile Bestandteil der Kanzleiräume ist.

Die Firma Steiner & Partner wurde 1973 von Horst Steiner und einem weiteren Teilhaber in Bayreuth gegründet und wuchs beständig in der Größe der Mitarbeiter, Mandanten und Räumlichkeiten. Mit der Wende expandierte man auch, mit kleiner Zwischenstopp in Chemnitz, 1990 nach Hartmannsdorf, wobei die Startbedingungen hinsichtlich Räumen, Ausstattung (3 Schreibtische, 2 Rechenmaschinen, 1 Gesetzessammlung, 3 Luftmatratzen) Telekommunikation (tragbares Telefon mit Empfang auf der Kuppe oder Telefonieren vom Betrieb aus ab 17 Uhr) abenteuerlich waren, aber mit engagierten Mitarbeitern und geduldigen Mandanten gemeistert wurden. Geschlafen wurde in der Kanzleiräumen oder später bei einer Mandantin in deren Gartenbungalow. Die Firma lief nun unter Steiner & Partner GbR, Horst Steiner leitete den Standort Hartmannsdorf. Aktuell gibt es 6 Partner, den Standort Hartmannsdorf führen Steuerberater Jürgen Schmidt und Rechtsanwalt Reinhard Kluge.

Im Obergeschoss befand sich über Jahre unter verschiedener Inhaberschaft ein Fitnessstudio, aktuell werden die diesbezüglichen Räume von der Hartmannsdorfer Freikirche für ihre Gottesdienste und Zusammenkünfte genutzt.

Im Erdgeschoss des Objektes gab es nach der Wende einen kleinen Lebensmittel- und Gemüseladen der Frau Müller, welcher allerdings nun auch schon einige Jahre geschlossen hat.Im weiteren Erdgeschossbereich gab es über Jahre hinweg eine Quelle-Fundgrube, die große Resonanz hatte, bis Quelle das Geschäft einstellte.

Nachdem Herr Peter Degen das Grundstück 2005 gekauft hatte, wurde im ehemaligen Heizhausbereich als Nachfolger der dort zwischenzeitlich befindlichen Fensterbaufirma ein Holzladen („Holznichel“) betrieben, der verschiedentliche Holzdekorationen und weitere Holzartikel angeboten hat. Im ehemaligen Bereich der Quelle-Fundgrube wurde ein Restpostenladen eröffnet und über mehrere Jahre betrieben.

Zusätzlich hat Herr Degen die Firma „Druckzilla“ in einem noch stehenden Teilbereich des altes  Heizhaus gegründet und über viele Jahre betrieben.

Im Restpostenladen fand sich als Nachfolger für einen kurzen Zeitraum eine Firma des Herrn Schengel (TopTop) mit Bekleidung und Taschen, die Betriebstätigkeit hatte aber keinen Erfolg und der Laden musste nach Insolvenz schließen.

Herr Degen verkaufte das Grundstück im Jahr 2018 an die Hartmannsdorfer Immobilien GbR, deren Gesellschafter zum Personenkreis der Steiner & Partner GbR gehören. Vorher verkaufte Herr Degen die Fläche des alten Heizhauses (Obere Hauptstraße 7a zunächst an Herrn Eschenbach und dieser dann später an Petrick Becher.

Hier noch einige Impressionen aus dem Gebäude.

Im Objekt Obere Hauptstraße 7 befinden sich neben den Kanzleiräumen der Steiner & Partner GbR aktuell vermietete Lagerräume, perspektivisch geplant ist eine Nutzung der oberen Etagen für altersgerechtes Wohnen und ggf. auch ein Wiederaufbau der abgebrannten obersten Etage für Loftwohnungen.